Verzeichnisdienste (X.500)
Ein Verzeichnis ist eine Sammlung von Informationen und Objekten,
die in einer bestimmten Reihenfolge gespeichert sind und auf die
zugegriffen werden kann. Die Benutzeroberfläche (Interface) mit der
auf die Informationen und Objekte zugegriffen werden (Suchen,
Ändern, Hinzufügen, Löschen) nennt man Verzeichnisdienst.
Ein Verzeichnis nach ISO 9594-1 ist baumartig strukturiert. Dort
sind die Daten statisch abgelegt. Jeder Eintrag kann beliebig viele
Werte oder Attribute haben. Und jede Ebene kann beliebig viele
Einträge haben.
Das Verzeichnis ist eine spezielle Datenbank, in der die Benutzer,
Anwendungen und Ressourcen und deren Eigenschaften und Standort
gespeichert sind. Ein Benutzerverzeichnis enthält z. B. die Adresse,
die Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Ein Druckerverzeichnis enthält
z. B. Informationen über Standort, Druckerart, druckbare Seiten pro
Minute und Zugriffsrechte.
X.500
Im Rahmen der X-Serie der ITU (International Telecommunication
Union) wurde 1988 eine Empfehlung für ein Verzeichnisdienst
veröffentlicht. Die Empfehlung von X.500 ist als Standard von der
ISO (International Standards Organization) aufgenommen worden.
Ein Verzeichnis nach X.500 ist ein verteiltes Verzeichnis auf das
global zugegriffen werden kann. Die baumartige Struktur hat ein
Wurzelobjekt mit dem Namen Root. Die Daten im Verzeichnis bezeichnet
man als Directory Information Base (DIB). Mehrere Daten in einem
Verzeichnis sind ein Verzeichnis-Baum, der als Directory Information Tree (DIT) bezeichnet wird.
Jeder Eintrag im Verzeichnisbaum gehört einer Objekt-Klasse an, in
der Attribute definiert sind. Alias-Einträge (Verknüpfungen)
ermöglichen einen Eintrag an mehreren Stellen im Verzeichnisbaum.
Trotzdem muss dieser Eintrag nur an einer Stelle gepflegt werden.
Der Zugriff auf das Verzeichnis erfolgt mit dem Directory User Agent
(DUA). Dafür stehen einige Operationen zu Verfügung. Z. B. Lesen,
Vergleichen, Suchen Hinzufügen, Löschen und Ändern. Um den Zugriff
für Personen und Objekte einzuschränken steht für die
Authentifizierung je eine Variante mit Passwort und
Public-Key-Zertifikat zu Verfügung.
Die dezentrale Datenhaltung kann auf mehreren Servern realisiert
werden. Diese kommunizieren miteinander um Anfragen für einen
anderen Datenbestand weiterzuleiten. Die einzelnen Server werden als
Directory System Agents (DSA) bezeichnet. Um die Lesezugriffe auf
das Verzeichnis zu beschleunigen, wird das Verzeichnis auf mehreren
Servern gespiegelt. Dadurch erhöht sich auch die Ausfallsicherheit
des Verzeichnisses. Die Spiegelung wird Replikation genannt. Dazu
wird ein Master-Server eingerichtet, auf dem der Datenbestand
erstellt, gepflegt und bearbeitet werden kann. Auf einem oder
mehreren Servern wird in regelmäßigen Abständen eine Kopie des
Datenbestandes gespeichert. Diesen Vorgang nennt man Replikation.
X.500-Protokolle
Protokoll |
Abkürzung |
Beschreibung |
Directory Access Protocol |
DAP |
Definiert die Kommunikation zwischen
Directory User Agent (DUA) und Directory System Agent (DSA). |
Directory System Protocol |
DSA |
Definiert die Kommunikation zwischen den
Directory System Agents (DSA). |
Directory Information Shadowing Protocol |
DISP |
Definiert die Replikation zwischen Master-
und Slave-Server. |
Directory Operational Binding Management
Protocol |
DOP |
Definiert die administrative Kommunikation
zwischen zwei Directory System Agents (DSA). |
X.500-konforme Verzeichnisdienste
Nahezu alle verfügbaren Verzeichnisdienste basieren auf
X.500:
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